Die Geschichte der Stadtbücherei Esslingen vom Kriegsende 1945 bis zum Umzug in den Bebenhäuser Pfleghof im Jahr 1989

von Joachim J. Halbekann

Vorbemerkung: Die Geschichte der Volks- bzw. Stadtbücherei von der Gründung bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs ist hervorragend erforscht und beschrieben von Gisela Kienzle unter dem Titel: "Bücher und mehr. Die Stadtbücherei in Esslingen 1919-1945" in Band 40 (2001) der "Esslinger Studien". Die folgende Skizze kann nicht mehr sein als ein kurzer Überblick.

Seit 1924 befand sich die am 1. März 1921 in einem Nebenraum des Gasthofs "Goldener Löwe" in der Ritterstraße 3 gegründete kommunale Bücherei Esslingens in zwei Räumen im zweiten Stock des Alten Rathauses. Die ersten beiden Jahrzehnte waren in jeder Hinsicht - räumlich, finanziell, in Bezug auf den Buchbestand, personell - äußerst bescheiden. Als dann am 22. April 1945, mit dem Einmarsch amerikanischer Truppen, der Zweite Weltkrieg in Esslingen endete, lag auch die weitgehend unzerstörte Stadt wie das gesamte Land am Boden: politisch, moralisch, wirtschaftlich, administrativ.

Bereits am 15. Oktober 1945 konnte auf Anweisung der amerikanischen Militärregierung immerhin die Stadtbücherei wiedereröffnet werden. Aber Bücher waren nach Kriegsende, wie fast alles, eine absolute Mangelware, was auch der Tatsache geschuldet war, dass ca. 1800 Bände als ideologisch belastet aussortiert werden mussten. Der Buchbestand umfasste Mitte 1946 deshalb nur noch ganze 5829 Bücher, davon 830 Jugendbücher. So forderte die Stadtbücherei bereits im Sommer 1945 eindrücklich entliehene Bücher zurück und schaltete noch im März 1947 im "Amtsblatt" eine Anzeige: "Wir suchen gute Bücher für die Stadtbücherei [...] Es stehen zweifellos in vielen Bücherschränken ungenützte Bücher, die dem guten Zweck dienstbar gemacht werden können. Wir wenden uns deshalb an die Einwohnerschaft". Auch die Beschaffung neuer Bücher war nicht leicht, die Lieferungen der Staatlichen Büchereistelle für Württemberg liefen erst langsam an, die Beziehungen zu den damals sechs Esslinger Buchhandlungen mussten gepflegt werden.

Dabei nahm die Stadtbücherei in der unmittelbaren Nachkriegszeit eine Schlüsselstellung in dem Bemühen dar, neue Strukturen der Wissensaneignung in der neu zu formenden demokratischen Gesellschaft zu implementieren, was zahlreiche Kooperationen verdeutlichen, etwa mit der VHS, dem Esslinger Jugendring, der Landesbühne und den berufsständischen Organisationen und Vereinigungen. Die tägliche Arbeit, mit bis zu 400 Ausleihen pro Tag, war für heutige Maßstäbe nur schwer vorstellbar und ungemein mühsam: Eine Bibliothekarin formulierte im März 1947, man stünde dem Betrieb oft "machtlos" gegenüber. Um dem Ansturm der Lesewilligen zu begegnen, mussten zeitweise die Aufnahme neuer Leser ausgesetzt und die Gebühren erhöht werden: ab Herbst 1947 war nur noch die Leihe des ersten Buches pro Monat kostenfrei, für jedes weitere waren 20 (für Erwachsene) bzw. 10 Pfennige (für Kinder und Jugendliche) zu entrichten.

Neben der Buchbeschaffung, der Betreuung der Leser kostete auch die Pflege des Buchbestandes - 1946 wurde mehr Geld für Buchbinder als für Neuanschaffungen aufgewendet - eine enorme Menge an Zeit. Dazu kamen eine differenzierte Statistik (die später eingestellt wurde), die Führung der vier Kataloge, das Mahnwesen, die Bearbeitung von Vorbestellungen (die es für fast jedes Buch gab), die Aushebung und Zurücksortierung der Bücher aus dem Magazin. Daneben wurden Auswahlkataloge für Teilgebiete, etwa ein Verzeichnis weihnachtlicher Bücher, erstellt.

Da sich im Alten Rathaus, wo die Stadtbücherei untergebracht war, auch das amerikanische Rote Kreuz befand, mussten die Wachposten eigens angewiesen werden, die Nutzer der Bücherei durchzulassen. An allem herrschte Mangel: Karteikästen, Schreibmaschinen, Papier, Falz- und Klebestreifen für die Buchpflege, Kohlen (anfangs war nur ein Raum beheizt), Glühbirnen. Immerhin konnte 1946 erreicht werden, dass der kleine Lesesaal, der gleichzeitig auch Ausleihstelle war, bis 21 Uhr beheizt wurde, was den Bibliothekarinnen und den zahlreichen "geistig Arbeitenden" zu Gute kam, die die Bücherei als Wärmestube mit Lektüre nutzten. Und erst im Mai 1948 gab es, nach längeren Interventionen, einen eigenen Telefonanschluss. Im Nebenraum befand sich das Magazin, hier mussten Bibliothekarinnen, Praktikantinnen, Hilfskräfte und "Bücherkinder" ihre diversen Arbeiten verrichten. Ein Bericht vom Januar 1947 schließt wenig überraschend mit den Worten: "über kurz oder lang [muss] nach einer räumlichen Erweiterung getrachtet werden".

Treibende Kraft der Bücherei war die aus Esslingen stammende promovierte Germanistin Ottilie Supper (1911-1999), die ab 1947 anstelle der gesundheitlich angeschlagenen Kollegin Herta Oberdorff zunächst kommissarisch, dann für 20 Jahre die Büchereileitung innehatte. In ihrer Amtszeit entwickelte sich die Stadtbücherei zu einer höchst erfolgreichen, modernen Mittelstadtbücherei, die - um nur eine Kennzahl aufzuführen - ihren Buchbestand von nicht einmal 6000 auf über 80.000 Exemplare im Jahr 1970 steigerte. Neben der Leiterin arbeiteten aber im Mai 1948 erst zwei weitere Bibliothekarinnen und zwei "technische Kräfte", jeweils fest angestellt, dazu drei Praktikantinnen sowie die sog. "Bücherkinder".

Ab 1947 wurde von Seiten der Stadtbücherei und ihren Unterstützern die Bemühungen intensiviert, ein besseres, geräumigeres Domizil zu bekommen. Es wurden verschiedene räumliche Optionen erwogen, darunter auch die ehemalige Synagoge im Heppächer der durch die Verfolgung und Ermordung ausgelöschten jüdischen Gemeinde. Als am besten geeignet wurde aber rasch das in Privatbesitz befindliche sog. Faulhabersche bzw. Benzingersche Haus in der Augustinerstraße 22 eingeschätzt, in dem sich zu diesem Zeitpunkt noch das Amt für Vermögenskontrolle, zuständig für die Rückführung unrechtmäßig angesammelter Vermögen, befand. Es kann als Glücksfall für die Esslinger Kultur im Allgemeinen und die Stadtbücherei im Besonderen angesehen werden, dass auf den ersten Nachkriegsbürgermeister Dr. Fritz Landenberger mit Dr. Dieter Roser erneut ein ausgesprochen kulturaffines und gebildetes Stadtoberhaupt folgte. Unter ihm wurden rasch Nägel mit Köpfen gemacht: Der Kultur- und Schulausschuss des Gemeinderats empfahl am 6. Dezember 1947 den Umzug in das zweigeschossige spätbarocke Palais in der Augustinerstraße, das allerdings erst geräumt werden musste.

Nachdem zwischenzeitliche Irritationen ausgeräumt werden konnten, wurde der Umzug schließlich zum 1. September 1949 Wirklichkeit. Auch wenn die Büchereileiterin in ihrer Eröffnungsrede dezent weitere Raumwünsche durchblicken ließ, bedeutete der neue Standort doch einen wahren Quantensprung für die Stadtbücherei: in zwei Stockwerken des Gebäudes (ein weiteres bewohnte Oberbürgermeister Roser mit Familie!) waren erstmals ausreichend Arbeitsplätze für die Bibliothekarinnen und die "technischen" Kräfte, Magazinkapazitäten (3 Räume) für den beständig anwachsenden Buchbestand und Lesesäle vorhanden.

Gerade amerikanischer Unterstützung verdankten Kulturleben und Bildungsarbeit viel. Auch in Esslingen. Die sog. Amerikanische Bibliothek mit ihren ca. 4000 deutschsprachigen Bänden wurde im August 1951 an die Stadtbücherei übergeben und im sog. "Dewey-System", einer Vorform des Freihandmagazins, aufgestellt. Zahlreiche Aktivitäten wurden vom Amerikanischen Haus in Stuttgart aus initiiert. 1954 hatte der Buchbestand die 20.000er Marke überschritten. Ein Jahr später konnte in der vormaligen Wohnung Rosers - ein lang gehegter Traum - die "Kinder- und Jugend-Bücherei" eröffnet werden: "Drei Räume, hell und freundlich eingerichtet, bergen einen Schatz von Büchern, die sich die Jugendlichen (vom 8. bis 16. Lebensjahr) im sogenannten "Freihand-System" selbst an den Regalen aussuchen können", notierte der städtische Veranstaltungskalender im Mai 1956. Bereits im Vorjahr war ein weiterer, lang gehegter Plan realisiert worden: Erstmals konnten die Bibliothekarinnen einen gedruckten Gesamtkatalog vorlegen. Das geradezu monumentale Werk hatte nicht weniger als 1226 Seiten, war sechs cm dick und wog drei Pfund. Bereits ein Jahr später war es vergriffen.

Einen ganz neuen Entwicklungsschritt bedeutete auch die Etablierung des Systems der Zweigstellen ab 1957. "Der Weg des Lesers sollte nicht mehr als ¼ Stunde zu "seiner" Bücherei sein", so die Motivation der Verantwortlichen. Zunächst wurde in der neu erbauten Friedrich-Ebert-Schule, zugeschnitten auf die 14 bis 21jährigen Schüler dieser gewerblichen Berufs- und Meisterschule, eine "Schüler- und Jungarbeiterbücherei" mit einem Anfangsbestand von 1900 Bänden eröffnet. Auf die Dauer unter eher mäßigen Zuspruch leidend, wurde sie 1973 der "Kreisergänzungsbücherei" zugeordnet.

Das nächste Projekt, realisiert 1958, stand noch mehr unter dem Motto: "Der Berg kommt zum Propheten" (der Spruch soll auf Ottilie Supper zurückgehen) und bestand in der Einrichtung einer "Fahrbücherei" mittels Bücherbus. Der eigens angeschaffte und umgebaute Unimog-Schlepper mit einem Omnibusanhänger fuhr zunächst einmal in der Woche die sechs Haltepunkte Oberesslingen, Hegensberg, Wäldenbronn, Sulzgries, Mettingen und auch den Zollberg an und verblieb am Standort, meist den jeweiligen Schulen, zwei bis drei Stunden. Die anfangs ca. 2500 neu und zusätzlich angeschafften Bücher standen jeweils zur Hälfte Erwachsenen und Kindern zur Verfügung. Nach der Eingemeindung des zuvor selbständigen Zell am Neckar im Jahr 1974 - im gleichen Jahr wie Berkheim - wurde die mit 2500 Büchern eher bescheidene Ortsbücherei geschlossen, die Bücher soweit wie möglich in die Stadtbücherei integriert und auch Zell dann von dem Bücherbus, einem neuen und deutlich verbesserten Modell (umgebauter Mercedes-Benz-Überland-Bus mit 4000 Bänden Fassungsvermögen), bedient. In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich auch die Fahrbücherei rasant: 1980 waren bereits 13 Haltepunkte erreicht, der Buchbestand betrug im selben Jahr über 15.000 Bände, die Ausleihen waren von ca. 2500 (1958/59) auf fast 64.000 hochgeschnellt, auch die Zahl der Leser und Leserinnen hatte sich gegenüber dem ersten Jahr auf fast 1800 (1979) knapp verdreifacht.   

In dem fast ausschließlich von Neubürgern bewohnten neuen Stadtteil Zollberg wurde im Oktober eine weitere Zweigstelle eröffnet, zunächst in der Waldheimstraße in zwei von der Flüchtlingswohnungsbaugenossenschaft Degerloch angemieteten Räumen, neben denen sich auch die Wohnung der zuständigen Bibliothekarin befand. Von anderen Dimensionen war dann der eigens für Büchereizwecke errichtete und am 1. Oktober 1963 der Öffentlichkeit übergebene Bau auf dem Gelände der John-F. Kennedy-Schule an der Schorndorfer Straße als Zweigstelle für Oberesslingen. Als letzte Zweigstelle wurde die bereits in der Weimarer Republik im alten Schulhaus eingerichtete Gemeindebücherei in dem 1974 eingemeindeten Berkheim im Jahr April 1977 im neuen Ortszentrum etabliert.

Die Expansion der Stadtbücherei blieb bei weitem nicht auf die "Zweigbüchereien" beschränkt. Noch unter Ottilie Supper, dann aber auch unter der ihr endgültig 1971 nachfolgenden Ruth Burkhardt (* 1919) konnte die Bücherei sukzessive und beharrlich ihr Angebot ausweiten und verbessern: Die Öffnungszeiten waren dabei ein wichtiges Kapitel. Im November 1954 wurde als Reaktion auf die Absenkung der Arbeitszeit auf nur noch 45-Stunden pro Woche erstmals eine Samstagsöffnung beschlossen und durchgeführt. Die von der damaligen Stellvertreterin Burkhardt verantwortete Umstellung auf Freihand-Magazin wurde in nur einem Monat im August 1958 bewerkstelligt, bedeutete einen Quantensprung an Arbeitsersparnis für die Mitarbeiterinnen und löste einen enormen zusätzlichen Zuspruch aus: In den ersten Monaten wuchs die Zahl der Leserinnen und Leser um ca. 100 pro Monat. Sie war ein Meilenstein in der Entwicklung der Benutzerzahlen, die von den anfänglichen 3112 im ersten Jahr in der Augustinerstraße (1949) bis auf 14.802 im Jahr 1989, als der Umzug in den Bebenhäuser Pfleghof gelang, anstiegen.

In jeder Hinsicht wurde vor allem das Angebot für die Bürgerschaft verbessert. Neben der stetigen Vergrößerung des Buchbestandes wurde 1974 eine eigene audiovisuelle Abteilung eingerichtet. Die Ausleihe von Spielen kam 1979 ins Portfolio. Stark entwickelte sich nach 1949 vor allem die literarisch-kulturelle Arbeit der Bücherei, wobei anfangs vor allem Ausstellungen eine Hauptrolle spielten wie "Bücher des Ostens" in Kooperation mit der Künstlergilde im Jahr 1954. Die Ausstellung "Das kleine Buch" zog im Jahr 1956 nicht weniger als 1000 Interessierte in die Bücherei. Aber vor allem zur Weihnachtszeit ließen sich die Bibliothekarinnen immer viel einfallen und zwar beileibe nicht nur Krippen- und andere Spiele. So sollte der selbst produzierte und mehrmals aufgelegte Band "Weihnachtliche Bücherei" den schon damals gestressten Eltern als "Hilfe und Anregung [...] bei der Ausgestaltung von weihnachtlichen Feier- und Vorlesestunden, bei der Wahl von Krippenspielen und Gedichten oder bei den Vorbereitungen in Küche und Bastelzimmer" dienen. In einem Jahr, 1974, organisierte die Stadtbücherei nicht weniger als acht Ausstellungen pro Jahr, darunter allein vier mit der Künstlergilde. Es gab 22 Klassenführungen, 21 Veranstaltungen in Kindergärten und Grundschulen, einen Vorlese-Wettbewerb und Vorlesestunden sowie Beteiligungen am Bürgerfest, der Hocketse Mettingen und dem Sängerfest Wäldenbronn. Dabei blieb gerade das Bildungs- und Kulturprogramm der Stadtbücherei auch in den 70er Jahren vornehmlich einem traditionell-konservativen Weltbild verhaftet. 

Nachdem im Kontext des Ringstraßenbaus die unterschiedlichsten Modelle für eine Veränderung der Stadtbücherei erwogen worden waren (u.a. die Verschiebung des Gebäudes in den Berg), verbesserte 1973 eine umfassende Innenrenovierung, vor allem im Erdgeschoss, wo nun die zentrale Verbuchung Platz fand, die räumliche Situation der Stadtbücherei, die 200 qm zusätzliche Fläche und auch endlich einen Lastenaufzug gewann. Nicht zuletzt aufgrund des großen Erfolges - die Zahl der Leser verdoppelte sich zwischen 1973 und 1978 auf über 7000 - wurden in den folgenden Jahren erneut immer mehr Rufe nach einer grundsätzlichen Verbesserung der Raumsituation laut, da die Gesamtfläche in dem mittlerweile vollständig und exklusiv von der Bücherei genutzten Benzingerschen Haus den gestiegenen Frequenzen und Bedürfnissen nicht mehr entsprechen konnten. Büchereileiterin Ruth Burkhardt forderte anlässlich ihres Ausscheidens und der Übergabe der Leitung an ihre Nachfolgerin, die Bibliothekarin und Juristin Sibylle Weit (* 1943), im Februar 1980 eindringlich "Ausbau oder Neubau" für die Stadtbücherei. Rückblickend konstatierte Weit, die einstmals noch unter Ottilie Supper eine der zahlreichen Praktikantinnen des Hauses gewesen war, sogar, dass die Stadtbücherei in ihren letzten Jahren im Benzingerschen Haus ein regelrechtes "Schattendasein" geführt habe. Auf jeden Fall war die Bücherei, nachdem es in den frühen 80er Jahren zu Kürzungen gekommen war, in den Jahren vor dem Umzug sowohl in Bezug auf die Personalstellen (knapp 22 - weniger als noch 1981), die vorhandene Fläche als auch auf die vorhandenen Medieneinheiten (ca. 140.000) deutlich von den Zielvorgaben der KGSt bzw. den Verhältnissen der Büchereien vergleichbarer Städte entfernt.

Neben den räumlichen Begrenzungen standen in den 80er Jahren auch massive Erweiterungen der geradezu klassischen Büchereiaufgaben - Leseerziehung sowie die Förderung der Buch- und Lesekultur - auf der Agenda. Stichwörter eines erweiterten Aufgabenspektrums waren u.a. Herausforderungen im Kontext des "lifelong learning", des Entstehens einer Freizeitgesellschaft, der Einbindung bislang nicht erreichter Zielgruppen durch den Abbau von Zugangshemmnissen sowie die erneuerte Formierung des Bestandsangebotes als Folge der Etablierung neuer Medien.

Der im Herbst 1989 abgeschlossene Umzug der Stadtbücherei in den Bebenhäuser Pfleghof, der sich seit 1980 im Besitz der Stadt befand und zuvor neben einer Teppich- und Gardinenfirma auch seit 1981 die Volkshochschule sowie die Arbeitsgemeinschaft für Heimat- und Volkstumspflege in Baden-Württemberg beherbergte, war ein noch größeren Einschnitt in der Geschichte der Stadtbücherei als die vorherigen Häuserwechsel. Das bedeutende stauferzeitliche Baudenkmal zwischen Heu- und Webergasse in unmittelbarer Nähe von Hafenmarkt und Rathausplatz mit seinen ca. 1800 qm nutzbarer Fläche bot nach der 3,8 Millionen teuren und 1985 begonnenen Sanierung und Umbau hervorragende Möglichkeiten für eine verbesserte Präsentation eines differenzierten Medienangebotes, für eine Etablierung der Bücherei als Treffpunkt für unterschiedliche Nutzergruppen und für ein ausdifferenziertes Veranstaltungsangebot. Zeitschriften-Café, Lese- und Wintergarten, das Kunstkabinett mit der Graphothek, eine zeitgemäße Kinderbücherei und eine "Comic-Kuhle" machten deutlich, dass im Herbst 1989 nicht nur in Deutschland, sondern auch für die Stadtbücherei Esslingen eine neue Epoche angebrochen war.