Neue Stadtbücherei
Nach zahlreichen Diskussionen in Ausschüssen und der Bürgerschaft hat der Esslinger Gemeinderat in seiner Sitzung am 19. Dezember nun Sanierungsmaßnahmen in der Stadtbücherei in Höhe von insgesamt 17,35 Millionen Euro beschlossen.
Gleichzeitig wird die Projektplanung der Modernisierung mit Erweiterung aus dem Architektenwettbewerb, den im Januar 2020 agn Niederberghaus & Partner für sich entschieden hatte, nach Abschluss der Vorentwurfsplanung beendet. Auch ein Umzug der Bücherei in ein Interimsquartier erfolgt deshalb nicht.
Nachdem Oberbürgermeister Matthias Klopfer im Mai angekündigt hatte, bei der laufenden Planung der Büchereierweiterung die Pausentaste zu drücken, hatte die Verwaltung einen Sanierungsvorschlag für den Gebäudebestand im Bebenhäuser Pfleghof in drei Bausteinen erarbeitet, um den Betrieb für die kommenden Jahre sicherzustellen und darüber hinaus eine deutliche Verbesserung der Aufenthaltsqualität und der Bibilotheksarbeit zu erreichen.
Oberbürgermeister Klopfer bedankte sich bei den Mitarbeitenden der Verwaltung für das Erarbeiten des Konzepts. „Die Kolleg:innen der Städtischen Gebäude Esslingen und der Stadtbücherei haben in den vergangenen Monaten intensiv gemeinsam die unterschiedlichen Bausteine entwickelt. Im konstruktiven Dialog mit den Fraktionen haben wir nun eine gute Lösung für die Bücherei gefunden und sichern so den Weg in die Zukunft.“
Die Maßnahmen des ersten Bausteins
Der erste der drei Bausteine soll den jahrelangen Sanierungsstau sowie die vorhandenen baurechtlichen Mängel beheben. Die darin enthaltenen Maßnahmen sind dringend notwendig, um die Bücherei am bestehenden Standort überhaupt weiter betreiben zu können. Im Laufe des Diskussionsprozesses wurden diesem Mindestszenario auf Wunsch der Fraktionen der vollumfängliche Ausbau des W-LAN-Netzes im Haus sowie alle von der Verwaltung vorgeschlagenen Maßnahmen zur Barrierefreiheit hinzugefügt. Dieses Paket in Höhe von knapp 9,2 Millionen Euro wurde vom Gemeinderat einstimmig so beschlossen und sichert den Betrieb für die kommenden 10 Jahre.
Inhalt dieses ersten Bausteins sind die Instandsetzung von Bauteilen des Daches unterschiedlicher Gebäudeteile, der Fassaden und Fenster sowie Brandschutzmaßnahmen. Darüber hinaus soll das Dach der sogenannten Nanz-Halle eine neue Verschattung erhalten. Ebenso erfolgt die Beseitigung des dringlichsten Sanierungsstaus an Decken, Wänden, Bodenbelägen und Holzbauteilen.
Im Zuge der Herstellung der Barrierefreiheit soll unter anderem der Haupteingang in die Webergasse verlegt werden und der Kutschersaal eine feste Rampe erhalten. Auch eine barrierefreie Anbindung der Toilette im Erdgeschoss sowie die Erweiterung und ebenerdige Erschließung des Podests im Innenhof sollen erfolgen. Soweit möglich werden Niveauunterschiede im Haus angepasst.
Ebenso erneuert werden Elektroleitungen und die Beleuchtung, sowie die Heizungs- und Brandmeldeanlage instandgesetzt. Auch die Sanitäranlagen im Haus werden auf den aktuellen Stand gebracht und dabei barrierefrei umgestaltet.
Bausteine zwei und drei stärken die Bibliothek weiter
In die von der Verwaltung vorgeschlagenen Bausteine zwei und drei flossen die Erfordernisse, die sich aus dem Konzept der Esslinger Stadtbücherei ‚Menschen | entdecken | Ideen‘ ergeben sowie die vielen Ergebnisse aus der seit einigen Jahren intensiv durchgeführten Befragung und Beteiligung der Esslinger Bürger:innen und Bibliotheksnutzer:innen mit ein. Der Umsetzung wurde vorbehaltlich der notwendigen Beschlüsse im Rahmen der jeweiligen Wirtschaftspläne der Städtischen Gebäude Esslingen ebenfalls mit großer Mehrheit zugestimmt. Bürgerschaft und Expertengremium sollen im weiteren Prozess aktiv eingebunden bleiben.
„Jetzt können viele der erarbeiteten Ziele in der Bücherei umgesetzt werden, auch wenn die ursprünglich geplante Erweiterung der Stadtbücherei Esslingen aktuell nicht erfolgen kann“, freut sich Kulturbürgermeister Yalcin Bayraktar. „Insbesondere die Maßnahmen zur Barrierefreiheit sind für eine breite Teilhabe in unserer Gesellschaft unverzichtbar. Die Erschließung des Hauses durch einen neuen ebenerdigen Haupteingang von der Webergasse aus erleichtert den Zugang auch für Familien mit kleinen Kindern.“
Die Familienbücherei soll – wie auch im Zuge der Erweiterung geplant - das Herzstück des Hauses werden und in den ersten Stock umziehen. „In diesem geschützten Raum können Kinder nicht nur spielerisch Bücher und andere Medien kennenlernen, sondern auch Krabbeln und Toben“, so Kulturamtsleiterin Alexa Heyder. “Wir wünschen uns, dass sich hier ein Treffpunkt für Familien entwickelt und gleichzeitig soll auch Raum sein für bibliothekspädagogische Angebote für Schulen und Kindergärten.“ Und zukünftig soll es dort im ersten Stock auch eine Familientoilette mit Wickeltisch und kindgerechter Einrichtung wie im Design Thinking Prozess bei der Bürgerbeteiligung entwickelt geben.
Weitere Maßnahmen wie die Neugestaltung von Decken, Wänden und Fußböden sowie die Verbesserung der Raumakustik und die Neugestaltung und Neumöblierung des Cafés sind insbesondere wichtig, um die Bücherei weiter als Dritten Ort auszugestalten und zu etablieren. Als konsumfreier Raum mit Möglichkeiten der Informationsbeschaffung fördert die Bücherei die selbstbestimmte Teilhabe und Integration. Der Innenhof soll als Grüne Oase in der Innenstadt noch schöner gestaltet werden und erweitert das Haus in den Sommermonaten nach draußen.
All diese Maßnahmen stärken auch die Bibliothek als Lernort. Dieser Schwerpunkt soll ebenfalls weiter verfolgt werden. Weitere Arbeitsplätze für lebenslanges Lernen und Gruppenarbeitsplätze für Schüler:innen sollen eingerichtet werden. Nicht nur diese Zielgruppe profitiert vom geplanten Ausbau des WLAN-Netzwerks und den weiteren Maßnahmen zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität im Haus.
Die Bausteine zwei und drei haben einen finanziellen Umfang von rund 8,2 Millionen Euro und die genannten Maßnahmen sollen wie die des ersten Bausteins bis 2029 umgesetzt werden. Die vielleicht größte Herausforderung wird dabei die Durchführung der Sanierungsarbeiten im laufenden Betrieb werden. Sowohl Personal als auch Publikum werden sich vorübergehend auf so manche Einschränkung einstellen müssen. Gleichzeitig werden sie in die laufenden Prozesse weiterhin eingebunden um am Ende bestmögliche Ergebnisse zu erzielen.
Der Gemeinderat bekennt sich weiterhin zum Büchereistandort im Bebenhäuser Pfleghof in der Heugasse. Dort erfolgt eine Sanierung und Modernisierung. Auf Antrag der SPD-Fraktion wurde dieser Passus in die Beschlüsse aufgenommen. Erweiterungsoptionen sollen weiter geprüft werden. Aus formalen Gründen wird allerdings der Bürgerentscheid zur Stadtbücherei vom 10. Februar 2019 aufgehoben.
Über das weitere Vorgehen zum Gebäude Heugasse 11 gibt es noch keine Einigkeit. Es soll im Frühjahr 2023 entschieden werden und von der Verwaltung Optionen zur Zwischennutzung vorgelegt werden. Das beschlossene Gesamtprojekt Stadtbücherei wird nun in die weitere Detailplanung übergehen. Diese wird dann in der mittelfristigen Finanzplanung der SGE abgebildet.
Design Thinking
Videodokumentation Design Week November 2021
Im November 2021 arbeiteten Mitarbeiter:innen der Stadt Esslingen a.N., das niederländische Architektenteam includi und die Bibliotheksberaterin Julia Bergmann eine Woche daran, die Ergebnisse der bisherigen Bürgerbeteiligung zur neuen Stadtbücherei in eine Vision zur Inneneinrichtung zusammen zufassen. Dieses Video dokumentiert den Prozess und zeigt erste Ideen für die neue Esslinger Bücherei.
So funktioniert Design Thinking
DIe Bürgerbeteiligung zur Neuen Stadtbücherei nutzt unter anderem auch das "Design Thinking".
Design Thinking - speziell für Bibliotheken - stellte die Bibliotheksberaterin Julia Bergmann in einem Vortrag am 23. September 2020 in Esslingen vor:
Konzeption der Stadtbücherei
2017 wurde im Hinblick auf die Erweiterung und Modernisierung der Stadtbücherei folgende Konzeption entwickelt.